Zucht schwarzer Berbereidechsen



Nigrinos bei der Nachzucht der Berbereidechse

BERT LANGERWERF, 1981

Einleitung: SIEGFRIED TROIDL, 31.03 .2001,
weiteres Bildmaterial von ANDREAS HELMDAG


Über das Auftreten von Schwärzlingen bei Eidechsen ist bereits von verschiedenen Autoren berichtet worden. Am bekanntesten dürfte aber die Veröffentlichung über die Nachzucht schwarzer Berbereidechsen von Bert Langerwerf sein. Dieser Bericht erschien 1981 in der "herpetofauna" unter dem Titel "Nigrinos bei der Nachzucht von Lacerta lepida pater" (Inzwischen lautet die wissenschaftliche Bezeichnung Timon tangitanus).

Herr Langerwerf hatte in der Zeit zwischen 1978 und 1984 mehrere Hundert schwarze Berbereidechsen nachgezüchtet.
In den ersten Jahren bestand großes Interesse an dieser schwarzen Zuchtform. Im Laufe der Zeit ließ das Interesse an diesen Tieren jedoch stark nach. Offensichtlich war ihre Anzahl zu groß, sodass ihre Nachzucht für die vielen Halter, die es inzwischen gab, uninteressant geworden ist. Seit Ende der 80-er Jahre gilt diese Zuchtform als ausgestorben.

Mit der freundlichen Genehmigung von Herrn Langerwerf, der seit einigen Jahren in den USA lebt, und des herpetofauna-Verlages kann eine Abschrift seines Haltungs- und Zuchtberichtes aus dem Jahr 1981 nachfolgend auf dieser Seite veröffentlicht werden.


Nigrinos bei der Nachzucht von Lacerta lepida pater
Im Jahre 1972 brachte ich aus der Umgebung von Fes in Marokko zwei Männchen und drei Weibchen der dortigen Form der Perleidechse, Lacerta lepida pater, mit. Diese bildeten die Grundlage für meine Zucht. Sie lebten bei mir in einem Glashaus von etwa 30 qm Grundfläche, zusammen mit anderen Echsenarten.
In den ersten Jahren war die Zucht nicht sehr erfolgreich, denn viele Jungtiere verstarben schlupfreif in den Eiern. Diese durch Rachitis bedingten Ausfälle habe ich nach längeren Versuchen dadurch behoben (LANGERWERF 1979), daß ich allen Tieren, insbesondere aber den Weibchen vor und während der Paarungszeit Kalzium (als Kalzium-Lactat, 1 Teelöffel pro Liter Trinkwasser) und Vitamin D3 (In wasserlöslicher Form, 20000i.E./Liter) im Trinkwasser verabreichte. Seit dies konsequent durchgeführt wird, gibt es beim Schlupf keine Ausfälle mehr. So nimmt die Zahl der jährlich schlüpfenden Perleidechsen zu, auch weil einige Nachzuchtweibchen zur Gesamtzahl der gelegten Eier beitragen. 1977 sind 70 Jungtiere, 1978 186 Jungtiere, 1979 215 Jungtiere und 1980 etwa 200 Jungtiere von L. l. pater geschlüpft. Das außerdem in den letzten beiden Jahren jeweils noch etwa 700 Jungtiere anderer Eidechsenarten geschlüpft sind, soll hier nur am Rande erwähnt werden, denn es ist nicht das Thema dieses Beitrages. Die Nachzuchttiere leben, wiederum zusammen mit anderen Arten, in einem 50 qm Glashaus sowie mehreren Becken in der Art eines Frühbeetes, die zwischen 3 qm und 10 qm Fläche besitzen. Die Abb. rechts vermittelt einen Eindruck von dieser Gartenanlage.
Bei einer solch großen Anzahl an Nachzuchttieren ist es nicht überraschend, wenn Besonderheiten auftreten. Aber mit einem schwarzen Perleidechsen-Jungtier, wie es am 12.10. 1978 schlüpfte, hatte ich natürlich nicht gerechnet, zumal Schwärzlinge von dieser Eidechsenart in der Literatur nirgends erwähnt werden. Das schwarze Jungtier schlüpfte zusammen mit 21 normalfarbigen Geschwistern aus dem Gelege eines Nachzuchtweibchens. Auf dem ersten Blick wirkt das Tier ganz schwarz, jedoch fällt bei genauem Betrachten auf, daß die Umrisse der typischen Fleckenzeichnung bei bestimmten Beleuchtungsrichtungen aufschimmern. Beim älteren Tier findet sich stellenweise in solchen Flecken ein sehr dunkler blauer Farbton. Die großen Schuppen der Bauchseite sind zu den Rändern hin weißlich, so daß die Unterseite insgesamt etwas schmutzig schwarzgrau wirkt, ähnlich wie bei einer L. lepida nevadensis. Schwanz und Hinterbeine zeigen noch sehr deutliche Spuren der Musterung normaler Jungtiere.
Das schwarze Jungtier erwies sich als Weibchen. Es legte 1979 mehrmals und im Frühjahr 1980 erneut unbefruchtete Eier ab, obwohl es mit mehreren Männchen zusammenlebte. Von normalfarbigen Weibchen habe ich niemals unbefruchtete Eier erhalten. Offensichtlich wurde das schwarze Tier von den Männchen nicht als Artgenosse akzeptiert. Ich setzte es deshalb mehrmals zu anderen Männchen und im Juni 1980 habe ich dann 17 befruchtete Eier des schwarzen Weibchens erhalten. Daraus schlüpften im August 17 normalfarbige Jungtiere.
Aus anderen Gelegen normalfarbiger Weibchen schlüpften in diesem Jahr jedoch wiederum schwarze Jungtiere und zwar eines Ende Juli zusammen mit etwa 25 normalfarbigen Geschwistern, drei weitere Schwärzlinge Anfang August, ebenfalls mit 25 normalfarbigen Geschwistern und schließlich am 22.09.80 4 schwarze Jungtiere mit 28 normalfarbigen Geschwistern. Damit sind in diesem Jahr 8 schwarze Jungtiere geschlüpft. Alle diese Gelege stammen aus meinem großen Glashaus, jedoch kann ich die Elterntiere nicht im Einzelfall bestimmen. Der Abstand der Schlupftermine Ende Juli und Anfang August ist aber so gering, daß es sich um Gelege von zwei verschiedenen Weibchen handeln muß, denn die Perleidechsen legen bei mir 2-3 Gelege im Jahr mit einem Mindestabstand zwischen den Gelegen von 4 Wochen.

Foto: Bert Langerwerf (Jungtier wenige Wochen alt)
Auch das schwarze Jungtier von 1978 stammte aus diesem Glashaus. Es ist anzunehmen, daß eines der Männchen in diesem Haus der Vater aller dieser Nigrinos ist. Leider kann die genaue Zahl der Nachkommen dieses Männchens nicht bestimmt werden, da möglicherweise auch rein normalfarbige Gelege dieses Tier zum Vater haben. Immerhin läßt sich das Verhältnis von Nigrinos zu normalfarbigen Jungtieren in der Nachkommenschaft dieses Männchens eingrenzen zwischen den Werten 1:8 und 1:16, womit eine erste Basis für die weitere genetische Analyse gegeben ist. Wie erwähnt ist aus der Literatur kein Bericht über schwarze Perleidechsen bekannt. Auch bei anderen Arten der Gattung sind Nigrinos selten genug. Noch am häufigsten treten anscheinend schwarze Waldeidechsen auf, über die wiederholt berichtet wird (so zuletzt von PETZOLD 1978). Schwarze Smaragdeidechsen treten offenbar als seltene Einzelstücke auf. MERTENS (1960) berichtet von einem solchen Tier aus dem Tessin und erwähnt auch die helle Farbe der Bauchschildränder dieses Tieres. PETZOLD (1972) berichtet über eine schwarze Zauneidechse und stellt dazu die gesamte Literatur über Nigrinos bei dieser Art zusammen. In keinem dieser Fälle ist die weitere Zucht solcher Tiere erwähnt, so daß auch die Genetik nicht weiter untersucht wurde. Ich hoffe, daß mir eine weitere Zucht gelingt und das es möglich wird, einen schwarzen Stamm rein zu züchten. Dies könnte dann der Anlaß zu einem weiteren Bericht werden.

Bilddokumente

Leider ist aus dieser Zeit sehr wenig Bildmaterial erhalten geblieben. Mit der freundlichen Unterstützung von Herrn Helmdag können die nachfolgenden Abbildungen dieser inzwischen leider ausgestorbenen schwarzen Zuchtform veröffentlicht werden.

black Timon tangitanus
black Timon tangitanus
© Andreas Helmdag (juvenile) © Andreas Helmdag (juvenile)

black Timon tangitanus black Timon tangitanus
© Andreas Helmdag (juvenile) © Andreas Helmdag (subadult)


Literatur:

BISCHOFF, WOLFGANG (1984): Lacerta agilis LINNAEUS 1758 - Zauneidechse, -In: Böhme, W. (Hrsg.):
Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas, Band 2/I Echsen II (Lacerta): 23-68 (Seite 27).
Wiesbaden (Aula-Verlag)

LANGERWERF, BERT (1981): Nigrinos bei der Nachzucht von Lacerta lepida pater.
herpetofauna, Ludwigsburg, Jahrgang 3, Heft 12 (Seite 21-22)

MERTENS, R. (1960): Schwarze Reptilien aus dem Tessin.
Natur und Volk, 90: 64-67.

PETZOLD, H .G. (1972): Eine total-melatonische Zauneidechse (Lacerta agilis ) aus dem Raum Berlin.
Salamandra, Rheinbach, 8, 123-136,

PETZOLD, H .G. (1978): Nigrinos von Lacerta vivipara aus der Umgebung von Berlin.
Salamandra, Rheinbach, 14, 98-100

ROMERO, MARTIN, (1998): Untersuchungen zur Ökologie der Mauereidechse (Podarcis muralis, Laurenti) in Heidelberg,
DIE EIDECHSE (Mitteilungsblatt der DGHT-AG Lacertiden), Jahrgang 9, Heft 1

TROIDL, SIEGFRIED, (1999): Melanismus bei Timon lepidus,
DIE EIDECHSE (Mitteilungsblatt der DGHT-AG Lacertiden), Jahrgang 10, Heft 1