Einheimische Lacerten im Freilandterrarium


Foto: Guntram Deichsel

Einheimische Lacerten im Freilandterrarium

HORST FILITZ, 2004


Seit vielen Jahren halte ich erfolgreich einheimische Lacerten, wie Smaragd-, Zaun-, und Mauereidechsen mit jährlichen Nachzuchten in Freilandterrarien, wobei ich gute aber auch schlechte Erfahrungen gemacht habe, die ich Liebhabern, die sich ebenfalls mit der Errichtung einer solchen Anlage befassen, zur Kenntnis geben möchte.

Lacerta bilineata Lacerta agilis
1,0 Lacerta bilineata (NZ )
1,0 Lacerta agilis (NZ), Malachit-Farbvariante

Bauanleitung:

Um das Entweichen der Tiere und ein Eindringen von Mäusen zu vermeiden, habe ich aus Betonsteinen (Gehwegplatten 50x50 cm) zunächst ein Ringfundament von 3,50 x 3,50 mtr. erstellt, indem ich die Betonplatten einfach senkrecht in den Boden einließ, sodass sie mit der Erdoberfläche abschließen. Bei Wühlmausvorkommen sollte deren Zutritt durch Untergraben der Terrariumwände mit tieferen, geschütteten Fundamenten oder der Verwendung von Betonsteinen (75 x 50 cm) verhindert werden. Auch das Einlegen eines verzinkten Maschendrahtes o.ä. unter dem Bodengrund ist eine geeignete Maßnahme. Das Gängesystem der Nager könnte sonst später allerlei Fraßfeinden den Zutritt zum Terrarium und zu den Winterhöhlen erleichtern. Auch könnten die Eidechsen hierdurch entweichen. Die Betonplatten müssen fugenlos gesetzt sein und evtl. sich ergebende Zwischenräume mit Zement verstrichen werden. Hierauf habe ich aus 8 mm Altglas, welches ich vom Glaser günstig bezog, (per qm Euro 15,00) die Terrariumwände in Höhe von 60 cm errichtet und mit Silikon verklebt. Auch beim Aufsetzen des Glases auf das Fundament, habe ich die Scheiben in Silikon eingelegt, indem ich sie zunächst durch untergelegte kleine Holzstückchen einige mm höher stellte und die Fugen ausspritzte, nach entfernen der Stückchen werden später auch die dann entstehenden kleinen Löcher gedichtet. Natürlich müssen alle Scheiben bis zum Abbinden des Silikons mit Schraubzwingen und Klemmen fixiert werden. Es können auch Plexiglas und andere Materialien verwendet werden, wobei nicht lichtdurchlässige Materialien, besonders im Frühjahr und Spätsommer, den Nachteil des Schattenwurfes haben. Zur Vermeidung von Verletzungen und zur entgültigen Verhinderung der Flucht, habe ich auf den oberen Rand noch einen etwa 150 mm nach innen reichenden Glasstreifen, dessen Kanten ich zum Schutz vor Verletzungen vorher geschliffen habe, geklebt. Sicher würde es bei Lacertenhaltung auch genügen, wenn nur die Winkel der vier Ecken so gesichert würden. Andere Pfleglinge, wie z.B. Molche, kriechen dann allerdings auch an senkrechten Scheiben empor.

Freilandterrarium
Aufsicht Freilandterrarium 3,5 x 3,5 mtr.

Einrichtung:

Das Terrarium ist mit Sand und leichtem Bodengrund tiefgründig aufgefüllt, damit sich bei starken Regenfällen keine Staunässe bildet. Ansonsten enthält es alle, diesen Lacerten als Bewohner von mehr oder weniger trockenen Lebensräumen, gerechtwerdende Elemente, wie Plätze zum Sonnen auf Steinen und Baumwurzeln, als auch schattige Plätze. Ein kleiner Tümpel befriedigt das Trinkbedürfnis der Eidechsen. Da ich alle erwachsenen Tiere auch im Freien überwintere, gibt es mehrere durch einen flach (50 cm) in den Boden gehenden Stollen erreichbare Höhlen, die nach oben und zu den Seiten zusätzlich noch mit Styropor isoliert sind. Diese Höhlen werden bereits im Sommer von den Tieren bei schlechtem Wetter oder als Zufluchtsort aufgesucht. Vor Eintritt des Winters werden die Höhleneingänge zusätzlich locker mit trockenem Falllaub (gut sind Eichen- u. Buchenlaub) verschüttet. Das gesamte Terrarium kann mit einem vierteiligen Lattenrahmen, der mit vogelsicherem Maschendraht versehen ist, abgedeckt werden, was auch Katzen und Mardern den Zutritt verwehrt. In Extremwintern mindert eine zusätzliche Abdeckung des gesamten Terrariums mit z.B. Doppelsteg-Kunststoffplatten den Kälteeintritt, was besonders für nördliche Landesteile und die Haltung empfindlicher Arten, wie z.B. Smaragd- oder Mauereidechsen gilt.

Freilandterrarium
kleines Freilandterrarium 3,oo x 1,50 mtr.

Vorteile der Anlage:

In einem solchen Terrarium können die Tiere sich weitgehend natürlich ausleben, was auch die Bildung von kleinen Revieren einschließt. Ich halte daher auch mehrere Männchen einer Art zusammen, die sich im Frühjahr zwar Beißereien liefern, sich aber ihren Rivalen durch Flucht in die Deckung entziehen können. Die Lacerten erhalten ungefilterte natürliche Sonnenbestrahlung und können nach Belieben jeweils bevorzugte Plätze aufsuchen oder wieder verlassen. Es gibt auch bei Abwesenheit des Halters bei heißem Wetter und starker Sonneneinstrahlung keine Überhitzungen, wie in außen aufgestellten Glasterrarien. Es ist stets Trinkwasser vorhanden. Die Tiere können ihren Winterschlaf beginnen und beenden, wenn die ihnen zusagenden Witterungsverhältnisse vorherrschen. Die Eier können an den von den weiblichen Tieren als richtig erachteten Stellen abgelegt werden. Sicher wirkt auch der natürliche Klimawechsel im Freiland mit Regen, Wind und Sonnenschein allgemein vitalisierend. Letztlich kann man so gehaltene Tiere, soweit dies einmal unumgänglich ist, auch für gewisse Zeit, z.B. im Urlaub, unbeaufsichtigt zurücklassen, wenn eine entsprechende Menge Lebendfutter im Voraus in das Terrarium gegeben wurde. Diese Futtertiere, wie Grillen und Heimchen oder auch Mehlwürmer, führen dort im Sommer bald ein fröhliches Eigenleben. Auch fliegen bei natürlicher Umgebung gelegentlich zusätzlich einige Insekten in das Terrarium, besonders wenn hierin eine vielfältige Pflanzenwelt gedeiht. Gelege der Zauneidechse schlüpfen hier bei mir ohne Entnahme von selbst, Gelege der Smaragdeidechse hingegen bisher nur zweimal nach schönen Sommern.

Nachteile der Anlage:

Die Einsicht in das Terrarium wird durch den Maschendraht der Abdeckung etwas behindert, ohne Abdeckung haben Katzen, Marder und Vögel Zutritt. Letztere holen nach Entdeckung des Futterangebotes bald nicht nur sämtliche Futtertiere im Staffelflug aus dem Terrarium, sondern bemächtigen sich auch besonders der Kleinlacerten oder verstümmeln diese. Ein weiterer Nachteil ist, die Eidechsen müssen auch bei langanhaltenden, extrem schlechten Wetterperioden, wie sie in Norddeutschland häufiger vorkommen, im Freien bleiben und fressen während dieser Zeit nicht. Eine zusätzliche Erwärmung durch Strahler usw. ist bei größeren Anlagen schlecht praktikabel, weil sich nicht alle Tiere unter diesem einfinden. Es ist nicht kontrollierbar, ob alle Eidechsen zur Winterruhe die angebotenen Höhlen aufsuchen oder auch an ungeeigneten Plätzen überwintern. Es muss daher stets mit natürlichen Abgängen gerechnet werden. Das heißt, dass gelegentlich eines der Tiere nach der Winterruhe nicht wieder erscheint. Die Freilandüberwinterung nur eines vorhandenen Paares wäre daher nicht ganz ohne Risiko. Besonders Jungtiere des gleichen Jahres oder gar Spätgeschlüpfte haben recht geringe Überlebenschancen, was in der Natur allerdings nicht anders sein dürfte.

Alternative:

Eine Haltung der Tiere nur im Sommer, ab ca. Monat Mai, im Freilandterrarium ist ebenfalls möglich, wobei zu beachten wäre, dass beim Freisetzen der Eidechsen im Frühjahr ähnliche Außentemperaturen vorherrschen sollten, wie im Behälter, der ihnen bis dahin als Aufenthalt diente, ansonsten vergraben sich die Tiere für kurze Zeit außen erneut in Erwartung wärmerer Tage. Im Herbst müssen die Tiere schon zeitig umquartiert werden, damit sie keinesfalls bereits die Phase der die Winterruhe einleitenden geringeren Aktivität begonnen haben. Sie sind dann oft im Zyklus gestört, laufen unstet im neuen Behälter hin- und her und vergraben sich nicht zur Winterruhe. Die Tiere sollten sich daher noch neu im Überwinterungsbehälter orientieren können, im Übergang noch etwas warm gehalten werden und bei Verlangen evtl. auch noch fressen. Danach werden die Temperaturen zur Einleitung der Winterruhe langsam abgesenkt. Natürlich erübrigt sich bei dieser Haltung die Einrichtung von Überwinterungshöhlen im Freilandterrarium. Bei sehr kleinen, in gleicher Weise errichteten Freilandterrarien (z.B. 1,20 x 60 cm) für nur wenige Tiere, schaltet man einige Nachteile des Großterrariums teilweise aus, muss jedoch andererseits auf einige Vorteile auch verzichten. Kleine Terrarien sollten wegen des ungefilterten Sonneneinfalls in Längsrichtung zur Mittagssonne aufgestellt werden. Sollte dennoch hier eine Überwinterung der Tiere vorgenommen werden, so kann man bei Wintereintritt die Wände des Terrariums gegen Frost noch zusätzlich mit transparenten Doppelstegplatten isolieren und sie so auch abdecken. Im Frühjahr wird diese Zusatzisolierung wieder entfernt.

Terrarium
transportables Aufzuchtterrarium 1,50 x 0,60 mtr.

Fütterung:

Werden die käuflichen, teilweise auch eher nachtaktiven Futtertiere, wie Heimchen, Grillen auch außerhalb z.B. eines Urlaubs, wo sie als Futterdepot dienten, in das Freilandterrarium gegeben, was wegen deren eigenen Wärmebedarfs ohnehin nur ab Frühsommer geschehen kann, verdrücken sich die Insekten so erfolgreich, dass sie sich teilweise der Nachstellung der Eidechsen entziehen. Da käufliches Lebendfutter teuer ist, füttere ich die Tiere daher einzeln mit dem Futterstab. Dies ist bei vielen Tieren, die stets in Bewegung sind, leider sehr zeitaufwendig und umständlich. Ich füttere daher zusätzlich Mehlwürmer, Maden usw. aus größeren Kunststoffschalen (Blumentopfuntersetzer) die im Boden des Terrariums eingelassen sind und aus denen sie nicht entweichen können. Es werden nur soviel Futtertiere hierin angeboten, wie umgehend gefressen werden, da bei Regen die Futtertiere ertrinken, es sei den man versieht die Untersätze mit einem Loch im Boden über das Fliegendraht geklebt ist, so dass Regenwasser ablaufen kann. Die Eidechsen bedienen sich hier nach Bedarf. Grillen, Heimchen, Wachsmaden biete ich mit dem Futterstab an. Ferner wird alles im Garten auffindbare an Futtertieren laufend in das Terrarium gegeben, wofür auch ab und an Wiesenplankton “geerntet “ wird. Dennoch ist eine gelegentliche Vitaminisierung der Futtertiere ratsam.

Zucht:

Nachdem sich die Eidechsen im Frühjahr verpaart haben, achte ich später auf weibliche Tiere, die mitunter schon einige Tage vor der Eiablage unruhig im Terrarium suchend herumlaufen und für angebotenes Futter kein Interesse mehr zeigen. Letztlich machen sie an verschiedenen Stellen Grabversuche und verschwinden nach und nach in eine von ihnen ausgehobene Höhle, worauf bei mir hier überwiegend nachts die Eiablage erfolgte. Ich markiere diese Stellen vorher und kontrolliere morgens, ob das Tier schlank und eingefallen erscheint. Ist dies der Fall, grabe ich an dieser Stelle vorsichtig die Eier aus und überführe sie in einen Brutkasten. Die Schlupfquote ist stets hervorragend. Finde ich Gelege nicht auf, fange ich später im Terrarium geschlüpfte Jungtiere heraus, womit ich bei Zauneidechsen gute Erfahrungen habe. Eier der Zauneidechse im Brutbehälter erbrütet, ergaben gelegentlich verkrüppelte Jungtiere. Ich halte die in der Fachliteratur angegebenen Bruttemperaturen für diese Art, mit mehr als 25 Grad Dauertemperatur, als zu hoch, denn im Freien werden diese Temperaturen niemals erreicht. Die Jungtiere ziehe ich im transportablen Terrarium auf, das mehrseitig und in der Abdeckung wegen der gewünschten ungefilterten Sonneneinstrahlung und sehr wichtigen Belüftung mit Drahtgaze versehen ist und ebenfalls im Freien steht. Dieser Behälter steht geneigt, so dass hereinregnendes Wasser durch ein sich nicht verstopfendes Abflussrohr im Boden sicher abläuft, was sehr wichtig ist, um bei plötzlichen starken Regenschauern eine Überschwemmung zu vermeiden. Eventuell muss durch eine zusätzliche, die Belüftung nicht behindernde, schräggestellte Glasscheibe über der Abdeckung das Einregnen vermindert werden. Überführt man am Ende des Sommers die inzwischen schon gut herangewachsenen Jungtiere zur Überwinterung in das Freilandterrarium, so muss man im 1.Jahr mit einer recht hohen Verlustquote rechnen. Ich lasse die Jungtiere daher im 1. Jahr im transportablen Terrarium, das frostfrei untergebracht werden kann. Ist der beschriebene Aufzuchtbehälter wegen seiner Größe und seines Gewichtes mit Bodengrund und Ausstattung nur schlecht zu transportieren, so bietet sich evtl. eine Lösung an, bei der ein Teil des Behälters von einer fugenlos eingesetzten Wanne aus Holz oder Kunststoff eingenommen wird. Nur diese Wanne wird mit Substrat für die Überwinterung gefüllt, während der übrige Teil des Terrariums den Eidechsen keine Gelegenheit zum Eingraben bietet. Nachdem die Tiere sich hier vergraben haben, kann die Wanne nach oben oder durch eine abnehmbare Vorderfront aus dem Terrarium entnommen und mit den Jungtieren an einen Überwinterungsplatz oder in einen anderen Behälter überführt werden. Auch eine warme Überwinterung ist möglich. Die Tiere wachsen dann bis zum Frühjahr gut heran, die Männchen legen oft im ersten Frühjahr schon ihr Hochzeitskleid an. Ansonsten halte ich bei einheimischen Tieren nicht viel von einer warmen, unnatürlichen Überwinterung.

Verfasser: HORST FILITZ