Eingeschleppte Mauereidechsen in Kelheim

Eingeschleppte Mauereidechsen in Kelheim

ANDREA & HANS-JÜRGEN HIRSCHFELDER
ANGELIKA & SIEGFRIED TROIDL
Juni 2006

Seite 1 / 2

Die am Zusammenfluss von Donau und Altmühl gelegene Kreisstadt Kelheim ist vielen wegen ihres Wahrzeichens, der hoch auf dem Michelsberg stehenden Befreiungshalle bekannt (siehe Banner oben). Unser Interesse galt jedoch nicht diesem markanten Bauwerk oder der 825-jährigen Stadtgeschichte, sondern einer Mauereidechsen-Population (Podarcis muralis), deren Ursprung auf Einschleppung zurückzuführen ist.

Abb. 1 (Männchen)

Die Mauereidechsen leben an einer stillgelegten Gleisanlage im Süden von Kelheim. Während unseres Aufenthaltes in diesem Bereich haben wir auf einer Länge von etwa einem Kilometer Mauereidechsen angetroffen. Entlang der alten Schienenstränge (Abb. 2 bis 5) herrschen für Mauereidechsen ideale Bedingungen und so ist es auch kein Wunder, dass sich diese Tiere hier sehr zahlreich etablieren konnten.

Abb. 2
Abb. 3

Abb. 4
Abb. 5

Auch die angrenzenden Grundstücke, ob Brachflächen oder Siedlungsgebiet, sind von den Eidechsen bewohnt. So konnten wir einige dieser Tiere auch direkt an einer Hauswand und in einem Garten beobachten (Abb. 6 und 7). Den Anwohnern sind diese "Mitbewohner" seit etwa zehn Jahren bekannt. Allerdings ist kaum jemandem bewusst, dass es sich hierbei um eine eingeschleppte Art handelt.

Abb.6 (Weibchen)
Abb. 7 (Männchen)

Bis vor wenigen Jahren wurde die Bahnlinie noch für die Anlieferung von Gütern von einigen Firmen genutzt. Auf Grund dieser Gegebenheiten liegt die Vermutung nahe, dass diese Mauereidechsen einst mit dem Güterverkehr durch die Bahn hier eingeschleppt wurden.

Abb. 8 (Weibchen)
Abb. 9 (Weibchen)

Es stellte sich natürlich auch die Frage nach dem Ursprung und nach der Unterart dieser Tiere. Auf Grund der Zeichnung und Färbung waren wir uns ziemlich sicher, dass es sich hierbei nicht um eine südeuropäische Unterart handelt.

Abb. 10 (Weibchen)
Abb. 11 (Jungtier)

Abb. 12 (Jungtier)
Abb. 13 (Weibchen)

Wie es der Zufall wollte, hatte eine der Eidechsen beim Anheben und Wenden von Steinen ihren Schwanz abgeworfen, den wir als Probe für eine DNA-Untersuchung sichern konnten.

Abb. 14 (Weibchen)
Abb. 15 (Weibchen)

An dieser Stelle herzlichen Dank an Herrn Dr. Werner Mayer (Naturhistorisches Museum Wien) für die Untersuchung dieser Probe. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei um die Unterart Podarcis muralis merremius handelt, deren mitochondrialen DNA den Tieren entspricht, die zwischen Basel und Holland (inklusive Burg Nideggen) weit verbreitet sind.